• Stiefel-Jürgens in Beckum – Geschichte der Brauerei

Brauerei

Schon im Jahre 1500 wurde auf dem Anwesen auf der Hühlstraße in Beckum Bier gebraut. Dieses wurde jedoch zur Zeit des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) eingestellt. In dieser Zeit wurde die Stadt Beckum heimgesucht von herumziehenden Truppen, so daß der Bischof von Münster die Städte Münster und Warendorf aufrief, für die notleidende Bevölkerung von Beckum zu sammeln.

Als sich nach dem „Westfälischen Frieden“ im Jahre 1648 die Situation langsam verbesserte, heiratete Stephan Jürgens aus dem heutigen Haus ‘Drei Kronen Topp’ von der Oststraße, welche früher ‘Jürgens’ geheißen haben, in das Anwesen auf der Hühlstraße ein und nahm im Jahre 1680 den Braubetrieb wieder auf. Wie zu dieser Zeit üblich, war die Brauerei mit einer Bäckerei verbunden, denn „man braute das Bier und backte das Brot“. Diese Bäckerei wurde bis zum Jahre 1929 parallel geführt.

Bis zum 1. Weltkrieg existierten in Beckum ca. 15 Brauereien. Alle diese Brauereien wurden für den Krieg aufgefordert, ihre kupfernen Braukessel für Rüstungszwecke abzugeben. Durch den resoluten Einsatz der Urgroßmutter des jetzigen Braumeisters wurde dieses aber in der ‘Brauerei Jürgens’ verhindert. Somit konnte hier der Braubetrieb wieder aufgenommen werden, während die anderen Brauereien ihre Produktiongrundlage verloren hatten.

Auch wurde neben dem Braubetrieb bis zum Umbau 1980 eine eigene Mälzerei geführt. Hier wurde Gerste, welche von der Landwirtschaft angeliefert wurde, zu Malz verarbeitet. Dieses Malz wurde für die eigene Bierbereitung wie auch für die Brennereien in Beckum und Umgebung zum Schnapsbrennen verwendet.


 

Stiefel-Jürgens in Beckum – Geschichte des Namens

Der Name Stiefel-Jürgens

… So könnte es gewesen sein:

Vor etwa anderthalbtausend Jahren ist das römische Heer auf seinen Kriegszügen in diese Gegend gekommen. Sie hatten diesen Berg, den wir ‚Hermannsknapp’ nennen, besetzt.

Aber unsere Vorfahren, die alten deutschen Germanen errangen die Befreiung vom römischen Joch. Unter Anführung des edlen deutschen Hermann stürmten sie mit großer Macht aus den Schluchten hervor, vertrieben die Römer von diesem Berge und verfolgten sie. Bei der Flucht durch die Schluchten hat der römische Feldherr, der General Quirinus Varus (Quintilius Varus) seinen großen Stiefel im Morast stecken lassen.

Als vor mehr als einhundert Jahren der damalige Gastwirt Jürgens, dort aus dem Walde Holz abfahren wollte, blieb der Wagen in der Schlucht stecken. Man grub den Wagen wieder heraus und hierbei fand man den großen Stiefel des römischen Feldherrn. Der Stiefel wurde mitgenommen und als Schaustück in der Wirtsstube des Herrn Jürgens aufgestellt. Seitdem wird dieser Berg im Volksmund Hiärmesknapp genannt und die Familie Jürgens hat den Name Stiefel Jürgens erhalten.

 

… So war es tatsächlich:

Der Name ‚Stiefel-Jürgens‘ stammt von der „ehrbaren Zunft der Schomaker“, die schon früher in der Gaststätte auf der Hühlstraße tagte.

Da es zu diesem Zeitpunkt aber mehrere Gaststätten mit dem Namen ‚Jürgens‘ gab, hingen die Schuhmacher bei jeder Versammlung einen Stiefel vor die Tür, so dass jeder wusste, wo die Schuhmacher sich trafen.

Der schmiedeeiserne Stiefel, der am Eingang des Brauhauses hängt, wurde vom beckumer Schmiedemeister Josef Russig geschmiedet, der als Vorlage für das Logo einen Stiefel seiner Tochter Margit verwendete. Lars Russig setzte als Enkel des Schmiedemeisters die Tradition zur Gestaltung fort und überarbeitete mit seiner beckumer Werbeagentur russigdesign das komplette Gestaltungsbild des Brauhauses Stiefel Jürgens. 2015 kam der neue Internetauftritt hinzu.

 

Quellen:
Aus dem Buch: Geschichten des Engelbert Egens, 1841 bis 1913; von Hugo Schürbüscher überarbeitet
Hiärmesknapp oder Hermannsknapp, heute Hermansberg, ist die Anhöhe im Dalmer beim Landwirt Bernhard König, Dalmer Nr. 29
Theo Rensing (05.10.1841 bis 17.09.1923), Kaufmann von der Nordstraße Nr. 33 und Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr. So ist anzunehmen, das sich diese Geschichte in der Zeit von 1878 bis 1913 zugetragen hat.
Heinrich August Jürgens, Sohn der Brauerei Stiefel Jürgens, übernahm 1891 eine Gaststätte an der Weststraße Nr. 22